In den Jahren 1899-1900 wurde am Fuß des Šibeník (Galgenberg) an der Úpická-Straße (Rognitzer Straße) die evangelische Kirche gebaut. Das Bauwerk im neugotischen Stil leitete der Trautenauer Baumeister Karl Rieger nach dem Projekt des Architekten Karl Steinhofer aus Wien. Dem Gotteshaus aus Backstein dominiert ein achtseitiger 43 Meter hoher Turm. Im oberen Teil des Eingangsportals war das Relief des segnenden Christus platziert, heutzutage leider bereits vernichtet. Das Kircheninterieur mit 150 Sitzplätzen beleuchtete ursprünglich ein großer elektrischer Luster, der vom Kreuzgewölbe herabhing. Die kunstvoll geschnitzte Kanzel zierten Reliefe der vier Evangelisten. Die Kirche wurde mit einem speziellen Ofen beheizt. Durchdacht war ferner die Grünanlage in der Kirchenumgebung, geeignet in den ausgestreckten Stadtpark eingegliedert. Die Kirchenglocken, bis auf eine, wurden während des Ersten und Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt und eingeschmolzen.

Der deutschen evangelischen Kirchengemeinde diente die Kirche bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Jahre 1947 wurde sie der hussitischen Kirche und der tschechischen evangelischen Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt. Danach wurde dieses sakrale Bauwerk wegen Havarienzustand geschlossen. In der Mitte der 60erjahre war sie das Ziel von jugendlichen Vandalen. Gegen Ende der 70erjahre wurde entschieden die Kirche zu einem Konzertsaal umzugestalten, womit sie gerettet wurde. Bei der Renovierung wurde leider praktisch die sämtliche Inneneinrichtung einschließlich der Orgel, Bänke, Altäre und der Kanzel vernichtet. Der ab dieser Zeit als Bohuslav-Martinů genannte Konzertsaal wurde 1980 eröffnet. Das Interieur zieren die Skulpturen Stimme und Lauschen, dargestellt von einem Mann und einer Frau in Überlebensgröße, deren Schöpfer der akademische Bildhauer Olbram Zoubek ist.

Seit 1981 wird hier alljährlich das Kammermusikfestival Trutnovský podzim (Trautenauer Herbst) veranstaltet. Neben kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen dient das Bauwerk nach 1989 auch religiösen Zwecken. Seit September 2008 befindet sich im Interieur eine Orgel; sie ist ein Geschenk der deutschen evangelischen Kirchengemeinde.

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