Bereits seit dem Mittelalter war der Stadtkern der königlichen Stadt Trutnov (Trautenau) mit einer Stadtmauer umgeben. Ursprünglich handelte es sich um eine einfache Fortifikation, wohl hölzern. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde diese einfache Befestigung nach und nach durch eine steinerne ersetzt.

Den Zugang und die Zufahrt ermöglichten drei Stadttore. Das Obere oder Prager Tor im westlichen Stadtumkreis war mit einem mächtigen Turm geschützt, der nach dem Stadtbrand im Jahre 1861 abgetragen wurde. Durch das Mitteltor, auch Gebirgstor genannt, führte der Weg in Richtung Norden ins Riesengebirge. Dieses Tor befand sich auf der Stelle der heutigen Fußgängerzone in der Horská-Straße (Gebirgsstraße). Von dem Niedertor führte der Weg nach Schlesien. Auch dieses Tor, das bis ins 19. Jahrhundert in der heutigen Slezská-Straße (Schlesischen Straße) stand, ist gänzlich verschwunden. Die Tore dienten nicht nur zum Schutz der Stadt, sondern auch als Stockhaus und den Nachtwächtern als Beobachtungsstelle.

Die Stadtmauer in der Stärke von ca. 1,2 Meter war nicht nur durch drei Tore, sondern auch durch mehrere halbovale und eckige Fortifikationselemente (Basteien) verstärkt, wovon sich nur sehr spärliche Überreste erhielten. Den Angriff von der Nordseite komplizierte außer dem steilen Hang ferner der Mühlgraben und auf der Südseite das Wasserrinnel (Rinnel genannt), das von Quellen am Hang des Janský vrch (Johannisberg) gespeist wurde. Vor einigen Stadtmauerabschnitten befand sich darüber hinaus noch ein Graben, woran bis heute der Straßenname Hluboký příkop (Tiefer Graben) westlich vom historischen Stadtkern erinnert. Doch auch die feste Mauer beschützte nicht vor verheerenden Kriegseinwirkungen. Im Jahre 1421 besetzte die Stadt das hussitische Heer unter dem Kommando von Jan (Johann) Žižka, während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt wiederholt durch das schwedische Heer gebrandschatzt und im 18. Jahrhundert von der preußischen Arme kampflos besetzt. Neben feindlichen Angriffen, zum Beispiel im ruhigen 16. Jahrhundert, beschädigte die Trautenauer Stadtbefestigung am meisten der Zahn der Zeit.

Im 19. Jahrhundert verlor die Stadtmauer, damals bereits zweifellos veraltert, ihre militärische Bedeutung und wurde nach und nach kassiert. Überreste davon können heutzutage in den Straßen Na Struze (Rinnelstraße), Na Vrchu (Am Bergl) oder oberhalb der Vodní-Gasse (Wassergasse) wahrgenommen werden. Auf dem letztgenannten Ort befindet sich der Torso einer Bastei in der Breite von 6,5 m und der Höhe ungefähr 2 m.

Bild anklicken zur Ansicht