Zu den führenden Trautenauer Unternehmern gehörte im 19. Jahrhundert die Familie Haase. Sie bewohnte seit ihrer Zuziehung in die Stadt im Jahre 1834 das altertümliche Haus Nr. 77, das sich in der heutigen Palacký-Straße (damals Gebirgs-Gasse) befand. Das Gebäude genügte jedoch den Ansprüchen der Familie nicht und so wurde auf der Nordseite der Bau eines zwei Stockwerke hohen Eckgebäudes, des sog. Haasepalais (Haus Nr. 73), in Angriff genommen, das seit 1885 eine Dominante des Stadtzentrums und architektonisch gleichwertig dem gegenüber liegenden Gebäude des Alten Rathauses ist.

Ursprünglich stand auf dieser Stelle ein kleineres einstöckiges Haus im Besitz der Familie Richter, wo die Gastwirtschaft Zum Löwen war. Das großzügig konzipierte Palais gab nach dem katastrophalen Stadtbrand 1861 der Fabrikant Alois Haase in Auftrag, der Besitzer einer Flachsgarnspinnerei in Trautenau war. Diese Fabrik gehörte in ihrer Zeit zu den größten auf dem europäischen Kontinent. Nach ihm bekam auch das Palais den Namen. Im Erdgeschoss des Gebäudes waren Kanzleien der Firma, in den oberen Stockwerken wohnte die Fabrikantenfamilie. Im Untergeschoss fanden ihren Ort Lagerräume, das Kesselhaus, die Instandsetzungswerkstätte und der Kutschenraum, zugänglich durch eine breite Einfahrt von der Horská-Straße (Gebirgsstraße). Darüber wurde ein verglaster Wintergarten errichtet, der durch die Bebauung des Hofteils entstand. Mit der Zeit wurde der nicht übliche Wintergarten durch den Einbau von zwei Stockwerken mit weiteren Räumen ersetzt. Im Nachbarhaus Nr. 74, nachträglich als Bauwerk mit dem Palais verbunden, war die Dienerschaft untergebracht. Über die Bedeutung dieser Fabrikantenfamilie zeugt die Tatsache, dass am 2. November 1866 bei dem Stadtbesuch im Haasegebäude der österreichische Kaiser Franz Josef I. untergebracht war. Er munterte hier verwundete Offiziere auf, die im zweiten Stockwerk Genesung bedurften. Er nahm ferner am feierlichen Festmahl statt und dekorierte einige Personen für Verdienste während des Krieges um die Verwundeten.

Großzügigen Baumaßnahmen wurde das Gebäude 1885 unterzogen, als es das definitive Aussehen bekam. Die ursprüngliche Neurenaissancefassade des Haasepalais, vom Baumeister Stefan Novotny projektiert, hat sich heutzutage nur auf der östlichen Seite in der Horská-Straße erhalten. Die Vorderseite wurde gefühllos zu Beginn der 40erjahre des 20. Jahrhunderts adaptiert. Ferner sind prunkvolle Räumlichkeiten im ersten Stockwerk des Haasepalais erhalten geblieben, die mit ihren hölzernen Kassettendecken und reichhaltiger Stuckatur und Malerei unsere Aufmerksamkeit fesseln. In den Jahren 1945-1957 diente das Gebäude dem Bedarf des Ortnationalausschusses und der Stadtbibliothek. In der Mitte der 60erjahre wurde in den Kellerräumen eine Deckung der Zivilverteidigung eingerichtet, die heutzutage schon aufgelöst ist. Seit 1957 nutzt das Haasepalais die Volkshochschule, bereits 1945 gegründet. Im Jahr 2017 und 2018 wurde eine Generalreparatur des Dachs an eine bedeutende Gebäude Trutnov gemacht. Die Rekonstruktion des Gebäudes setze auch in 2019 und 2020 fort. Es handelte sich um Fensterrenovierung, die mit der Anpassung an das ursprüngliche historische Aussehen verbunden war.

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