Seitwärts von der Straße Na Struze (Rinnelstraße) stand seit 1885 die Synagoge, im maurischen Baustil nach dem Projekt des Trautenauer Baumeisters Konrad Kühn errichtet. Ihr Aufbau war ein Element der Emanzipation von der hiesigen jüdischen Glaubensgemeinde, die damals in der Stadt ungefähr 300 Personen zählte.

JDer Synagoge auf einem viereckigen Grundriss im Ausmaß von 21 × 14 m dominierte auf der Westseite über dem Eingang ein Kuppelturm. Innen waren 176 Sitzplätze, die nur für Männer bestimmt waren, 160 davon wurden Mitgliedern der Trautenauer jüdischen Gemeinde vermietet. Der Erlös von der Miete der Sitzplätze wurde zur Unterhaltung des Bauwerkes zugeschlagen. Die übrigen 16 Sitzplätze standen Gästen zur Verfügung. Über die Wendeltreppe gelangte man auf die Seitenbalkone. Das Synagogeninterieur zierten ein hölzerner Altar, eine Kanzel und zwei kunstvoll gearbeitete 24-armige Kerzenleuchter. Den ganzen Tempelraum erhellte ein großer 24-armiger Luster mit 100 Glühbirnen. Die Zeremonien sicherte bis 1938 der Trautenauer Rabbiner. Die Synagoge diente ihrem Zweck 53 Jahre. Während der sog. Kristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie von den Nazis angezündet und danach abgerissen. Das gleiche Schicksal betraf ferner den örtlichen jüdischen Friedhof, der am westlichen Hang des Šibeník (Galgenberg) im Jahre 1870 angelegt wurde. Die Trautenauer Juden wurden nach dieser Schreckensnacht eingesperrt und in Konzentrationslager verfrachtet, wovon sie nach einigen Monaten mit der Bedingung freigelassen wurden, dass sie Nazideutschland unverzüglich verlassen. Wer sich nicht mit der Flucht vom Festlandeuropa rettete, kam später in Vernichtungslagern um.

Der Standort der ehemaligen Trautenauer Synagoge, wovon nur spärliche Überreste von Grundmauern übrig geblieben sind, wird heutzutage pietätvoll instand gehalten. Am 11. November 1998 wurde hier ein Denkmal enthüllt. Auch auf der Stelle des ehemaligen jüdischen Friedhofs wurde am 12. Oktober 1995 ein Denkmal in der Form eines Friedhoftores enthüllt, das von zwei grob behauenen zwei Meter hohen steinernen Säulen, oben mit dem dritten horizontalen Stein überbrückt, der sie verbindet, gebildet wird. Das Denkmal trägt eine tschechische, deutsche und hebräische Inschrift und wird kontinuierlich gepflegt und erneuert. Zwischen 2018 und 2020 wurde das Eingangstor repariert, die Steinsäulen gesichert, die Bänke und das Mobiliar wurden ergänzt.

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